Autos sind gefragt. Leider sind darunter derzeit weniger E-Autos, als sich die Automobilindustrie wünschen dürfte. Ein Hauptgrund dafür ist schnell benannt: Im Dezember 2023 endete die staatliche Kaufprämie für neue E-Autos. Gründe für stagnierende E-Auto-Zulassungen gibt es jedoch mehrere und ebenso gute Gründe, warum sich E-Autos auch weiterhin lohnen.
Das Elektroauto: Sorgenkind der deutschen Automobilbranche?
E-Mobility in Deutschland tritt seit 2024 auf die Bremse. So zeigt das neueste HUK-E-Barometer, dass sich von Juli bis September 2024 nur 3,9 Prozent aller befragten Privatpersonen für ein E-Auto entschieden. Laut HUK-Barometer liegt die Umstiegsquote trotz attraktiver E-Auto-Rabatte wieder auf 2021-Niveau. Mehr noch: Jeder dritte E-Auto-Käufer steigt sogar wieder auf Verbrenner um.
Ein weiterer Hoffnungsdämpfer kommt in Form des Branchenreports der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Demzufolge erwägen mehr als ein Drittel der 4.727 Befragten derzeit keinen Wechsel zum E-Auto. Ein weiteres Drittel kann sich einen Umstieg frühestens in drei bis fünf Jahren vorstellen.
Woher kommen die Zweifel unter Autofahrern?
Zu den Hauptgründen der meisten Befragten zählen drei wichtige Faktoren:
- Die Anschaffungskosten: Einer der entscheidenden Aspekte beim Autokauf sind die Kosten für Autos. Da überrascht es nicht, dass laut DAT-Studie vielen Autofahrern der Umstieg einfach zu teuer ist. Bis Ende 2023 sollen E-Autos noch durchschnittlich 15.000 Euro mehr als Verbrenner gekostet haben.
- Die Ladesäulen: Der Ausbau von Ladesäulen für E-Autos komme trotz der optimistischen Klimaziele nur schleppend voran. Obwohl wichtige europäische Tankstellenanbieter wie Aral zehntausende neue Schnellladesäulen planen, reiche oft das verfügbare Stromnetz nicht.
- Die Reichweite: Viele der befragten Umsteiger haben die E-Auto-Reichweite überschätzt. So wünscht sich laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey ein Großteil der Befragten deutschen Autofahrer mindestens 500 Kilometer Reichweite mit einer E-Auto-Ladung. Eine Reichweite von 500 Kilometern oder mehr schaffen derzeit nur wenige E-Fahrzeuge.
Nach der Prämie ist vor der Prämie: Kommt eine neue E-Auto-Förderung?
Ein Grund für die schwächelnden Neuzulassungen unter E-Autos ist ganz klar der Wegfall der BAFA-Förderung für neue Elektroautos Ende 2023. Damit fehlen zwischen 3.000 bis 4.500 Euro staatliche Förderung beim Neukauf. Keine Kleinigkeit bei fünfstelligen Anschaffungskosten. Da die Automobilbranche weiterhin ihre Hoffnung auf E-Autos setzt, bieten Autohersteller attraktive Preisnachlässe und Kaufangebote, die einen Teil der fehlenden Prämie auffangen sollen.
Sogar die Rückkehr einer neuen, reformierten E-Auto-Prämie stünde zur Diskussion, so die grüne Wirtschaftsexpertin Sandra Detzer. Auch die Länder Niedersachsen und Saarland haben bereits einen Antrag auf eine Neuauflage der Kaufprämie beim Bundesrat eingebracht. Wie es in Zukunft mit der staatlich geförderten Motivation zum E-Auto-Kauf weitergeht, ist derzeit also noch eine offene Diskussion.
Kein Grund zur E-Auto-Sorge: Die nachhaltige Alternative hält den Kurs
Gibt es angesichts der betrübten Stimmung auf dem E-Auto-Markt Grund, sich um die Klimaziele für 2030 zu sorgen? Bis zu 65 Prozent sollen die Treibhausgase bis dahin im Vergleich zu 1990 in Deutschland sinken. Bis 2050 ist das Ziel sogar Treibhausgasneutralität. Ein wichtiger Aspekt hierbei sind E-Autos, denn bis 2030 sollen 15 Millionen reine E-Autos auf deutschen Straßen fahren. Aktuell ist davon nur knapp ein Zehntel erreicht.
Weltweit sieht der Trend anders aus:
- Global stieg der E-Autobestand in 2024 auf 42 Millionen – ein Rekordjahr für E-Mobilität
- Schon 2023 wuchs der weltweite E-Auto-Markt um 35 Prozent
- Norwegen war 2024 mit 94 Prozent E-Autoanteil weltweiter Spitzenreiter unter PKW-Neuzulassungen
- Bis 2026 werden über 700 neue E-Automodelle erwartet
- Laut Internationaler Energieagentur (IEA) wird bald jedes fünfte verkaufte Auto ein E-Auto sein
Global betrachtet, ist nicht das E-Auto das Sorgenkind, sondern der deutsche Automarkt, der die weltweite Trendwende zu verpassen droht.
E-Mobilität einfach ausprobieren: Abo, Miete oder Car Sharing
E-Autos bleiben die zukunftsfähige Alternative zum Verbrenner. Wer nicht extra ein E-Auto kaufen und trotzdem mobil bleiben möchte, kann interessante Alternativen ausprobieren, um E-Mobilität zu testen, ohne viel Geld auszugeben:
- E-Auto abonnieren: Das Abo-Modell wird zunehmend zum gefragten Nutzungsmodell für alle, die dauerhaft kein eigenes Auto brauchen. Ein großer Vorteil am Auto-Abo ist die Monatsgebühr, die alle Kosten abdeckt – sei es Autozulassung, Versicherung oder Wartungen. Abgesehen von Benzin oder Aufladung also alles inklusive. So lässt sich elektrisches Fahrgefühl testen, ohne langfristige Bindung oder Anschaffungskosten.
- E-Auto mieten oder leasen: E-Autos lassen sich genau wie Verbrenner kurz- und langfristig mieten oder leasen. Auch hier sind abgesehen vom Kraftstoff oder Aufladung die meisten Kosten mit der Nutzungsgebühr abgedeckt.
- E-Auto per Sharing: E-Carsharing ist eine Alternative für alle, die vor allem in Städten oder für kurze Strecken ein Auto benötigen. Hier gibt es sowohl E-Carsharing mit festen Standorten und Parkplätzen zum Abholen oder Free-Floating-Sharing mit verfügbaren Fahrzeugen in einem bestimmten Radius.
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