Mehr Autobahn weniger Stau?

Schaffen neue Autobahnen Abhilfe gegen Staus?

Für flüssigen Verkehr sind gut ausgebaute Straßen notwendig, aber welche Ausbaustufe ist ideal? Man möchte meinen, dass mehr Straßen automatisch ein besseres Fahrerlebnis ermöglichen, aber stimmt das auch in jedem Fall? Das ist ein klassisches Henne-Ei-Problem. Zusätzlich zum Straßenbau können wir uns auch fragen, welche Schritte der Fahrer selbst setzen kann, um sein Fahrerlebnis zu optimieren.

Straßenbau als politisches Thema

Dieses Thema ist ideologisch aufgeladen, aber trotzdem oder gerade deshalb sollten sachliche Argumente im Vordergrund stehen. Der Individualverkehr wird kurz- und mittelfristig weiter eine wichtige Rolle spielen. Besonders außerhalb der Ballungsräume wird man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum das Auslangen finden.

Trotzdem sollten auch begeisterte Autofahrer die rationalen Argumente gegen weiteren Straßenbau kennen und sachlich beurteilen. Dasselbe verlangen sie vernünftigerweise auch von den Gegnern weiterer Straßenbauprojekte.

Das Braess-Paradoxon

Dieses Argument wurde von dem Mathematiker Dietrich Braess gefunden. Es bietet ein einfaches Beispiel für eine Situation, in der man konkret zeigen kann, dass eine weitere Straße und rationales Verhalten aller Autofahrer nachteilige Folgen hat:

Die plausible Annahme lautet, dass jeder Fahrer einen Weg wählt, der eine minimale Fahrzeit ermöglicht. Das Beispiel umfasst nur vier Städte und vier Straßen in unterschiedlicher Qualität. Eine neue Straße verbindet dann zwei der vier Städte. Es lässt sich dann zeigen, dass bei rationalem Verhalten aller Fahrer die Fahrzeit für alle zunimmt.

Ist das nicht nur graue Theorie?

  • Statt die Details des Braess-Paradoxons unter die Lupe zu nehmen und in Einzelheiten zu beurteilen, kann man konkrete Beispiele in der Verkehrsplanung betrachten.
  • In der Stuttgarter Innenstadt wurde im Jahr 1969 eine neue Straße eröffnet. Sie hatte erkennbar negative Folgen für den Verkehrsfluss.
  • Noch einfacher ist es, Sperrungen von Straßen zu beurteilen. In New York City verbesserte sich der Verkehrsfluss, als eine Straße 1990 gesperrt wurde.
  • Dasselbe wurde 2005 in Seoul beobachtet. Der Bürgermeister hatte eine Stadtautobahn abreissen und den darunter liegenden Fluss als Naherholungsgebiet renaturieren lassen. Nicht nur führte das zu keinen Verkehrsproblemen, die Verkehrslage verbesserte sich sogar.

Andere Möglichkeiten für weniger Staus

Der Bau neuer Straßen ist nicht nur kontrovers, er ist auf jeden Fall mit hohen Kosten verbunden. Weiterer Boden wird versiegelt und sogar wenn sich eine Verbesserung der aktuellen Stausituation einstellen sollte, müssen die Verkehrsteilnehmer lange auf den Abschluss eines Bauprojekts warten.

In der Verkehrsplanung kommen deshalb auch alternative Zugänge zur Lösung dieses Problems in Betracht. In Zürich verbesserte sich die Verkehrssituation, indem die Zahl der Parkplätze reduziert wurde.

Bedeutet mehr Autobahn automatisch weniger Stau? Wie lässt sich Stau reduzieren?

Bedeutet mehr Autobahn automatisch weniger Stau? Wie lässt sich Stau reduzieren?

Einen besonders interessanten Zugang wählte die koreanischen Hauptstadt Seoul. Je nach Parität der letzten Ziffer des Nummernschildes darf ein Auto nur an Tagen mit einem Datum derselben Parität in die Stadt einfahren. Es liegt auf der Hand, dass sich so der Autoverkehr reduzieren lässt. Für die Besitzer von Privatautos ist diese Maßnahme aber natürlich mit einer Einschränkung der Bequemlichkeit und Mobilität verbunden.

Wie kann man als Fahrer auf Maßnahmen der Verkehrsplaner reagieren?
Es ist klar, dass das Stehen im Stau nicht produktiv ist. Manche argumentieren, dass der Einzelne durch einen Verzicht auf ein Auto keinen wesentlichen Unterschied für die Verkehrssituation bewirken kann. Der einzige Effekt ist eine wesentliche Reduktion der eigenen Mobilität.

Es gibt aber Möglichkeiten, mit denen man die eigenen Bedürfnisse an Mobilität mit Effizienz und einem Beitrag zu einem geringeren Verkehrsaufkommen verbinden kann.

Verwendung von Mietwagen

Der Verzicht auf einen eigenen Wagen mag für viele kaum vorstellbar sein, kann aber die Lösung für etliche Probleme bieten. Für Menschen mit einem täglichen Bedarf am Auto wird diese Methode nicht in Frage kommen.

Sehr wohl ist sie aber für diejenigen von Interesse, die ihr Auto nicht regelmäßig benötigen. Sie können genau dann eine Autovermietung in Anspruch nehmen, wenn sie das Auto wirklich benötigen. Das ist mit Vorteilen verbunden, die man sich klarmachen sollte.

  • Man erhält von der Autovermietung jeweils einen hochwertigen Wagen. Um den Zustand eines eigenen Autos muss man sich nie wieder kümmern.
  • In Kombination mit der Bahn oder dem Flugzeug reist man bequem in der Langstrecke und verwendet das Auto nur für die letzte Etappe.
  • Maßnahmen wie in Seoul lassen sich elegant vermeiden mit der Benützung eines Autos, das die gerade geltenden Einschränkungen erfüllt.

Bilder nach Reihenfolge:

  • © Achim Banck – stock.adobe.com
  • © Andreas Gruhl – stock.adobe.com

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