Versicherungsbetrug durch provozierte Autounfälle nimmt zu

Unfallbetrug und Versicherungsbetrug können Profis aufdecken

Unfallbetrug und Versicherungsbetrug nehmen zu. Doch Profis können den Betrug aufdecken.

Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Doch ähnlich wie beim Tatbestand der Steuerhinterziehung wird es von vielen Versicherten genau als solches angesehen. Die Hemmschwelle zum Betrug gegen Versicherer ist jedenfalls gering. Und viele glauben, dass sie mit Versicherungsbetrug davon kommen. Doch die Ermittler kennen Tricks und Maschen und decken herbeigeführte Unfälle auf.

Die Gründe für Versicherungsbetrüge sind vielschichtig: Zum einen empfinden es die Versicherten, die jahrelang brav ihre Prämien einbezahlt haben, als ausgleichende Gerechtigkeit, wenn sie sich einen Teil dieser wieder zurückholen. Zum anderen gibt es in dem Sinne keinen wirklichen identifizierbaren Leidtragenden. Lediglich die gesichtslose, anonyme Masse aller Versicherten wird in der Folge durch höhere Prämien zur Kasse gebeten.

Außerdem sind die Möglichkeiten der Versicherer, den Betrug aufzudecken, sehr begrenzt und aufgrund der oft niedrigen Schadenshöhen den Aufwand nicht wert. Es bestehen also sehr gute Chancen, mit Versicherungsbetrug durchzukommen. So glauben zumindest die Betrüger.

Besonders im Bereich der Kfz-Versicherungen ist in den letzten Jahren verstärkt die Masche zu beobachten, durch provozierte Unfälle Zahlungen von den Versicherern argloser Autolenker zu erhalten. Diese werden allerdings nicht von Amateuren, sondern von Profis, oft von spezialisierten Banden, durchgeführt. Experten schätzen, dass in Deutschland etwa jeder achte bis zehnte Autounfall fingiert ist. Dies kostet die Versicherungswirtschaft jedes Jahr Milliardensummen. Daher bedient sich diese zunehmend professioneller Hilfe, um die betrügerischen Aktivitäten aufzudecken.

Wie funktioniert ein provozierter Autounfall?

Ein provozierter Autounfall findet tatsächlich statt – allerdings nicht zufällig, sondern vom Täter geplant. Opfer sind ahnungslose Autofahrer, die in der Regel alleine unterwegs sind und daher keine Zeugen haben. Auch ältere, wenig routiniert erscheinende Verkehrsteilnehmer sind oft betroffen. Ziel ist es, dem Opfer eine unbestreitbare Schuld an dem Unfall zuzuweisen und dadurch Schadenersatzansprüche an dessen Versicherung zu erwirken. Durch die Einreichung eines offiziellen Gutachtens bei der Versicherung kassieren die Betrüger ab. Der Schaden wird danach allerdings nur notdürftig repariert und das Fahrzeug für den nächsten „Einsatz“ bereit gemacht. Diese sogenannte fiktive Abrechnung ist legal, da ein Schaden am Fahrzeug aus rechtlicher Sicht nicht zwingend repariert werden muss.

Die Täter haben dabei zwei Hauptstrategien:

  • Die Provokation von Auffahrunfällen: Da bei einem Auffahrunfall in der Regel der Auffahrende die Schuld trägt, weil kein ausreichender Abstand zum Vordermann eingehalten wird, ist diese Masche sehr beliebt. Durch eine plötzliche Vollbremsung an einer umschaltenden Ampel oder weil ein Komplize als Fußgänger unmittelbar die Fahrbahn betritt, kann eine dementsprechende Kollision einfach herbeigeführt werden.
  • Vorfahrtsregelung in Rechts-vor-Links-Situationen: Gerade in Wohnvierteln funktioniert diese Vorgehensweise bestens. Oft sind die Vorfahrtsstraßen durch dichten Baumbestand oder parkende Autos schlecht einsehbar, so dass es nicht schwer ist, die häufig unaufmerksamen Autofahrer mutwillig zu einer Vorfahrtsverletzung zu verleiten. Mit Hilfe eines Komplizen, der zum einen das Zeichen für den günstigen Moment gibt und zum anderen als Zeuge auftritt, ist der Erfolg dieser Aktion fast vorprogrammiert.

Wenn der Verdacht besteht, dass an dem Unfall etwas faul ist, sind bestimmte Verhaltensmaßnahmen sinnvoll. In jedem Fall ist dafür zu sorgen, dass der Unfall polizeilich aufgenommen wird und den Beamten mitgeteilt wird, dass der Verdacht eines provozierten Unfalls besteht. Fotos von Tatort und des gegnerischen Kfz sind obligatorisch, da sehr oft Schäden abgerechnet werden, die zuvor schon da waren und gar nicht durch diesen Unfall entstanden sein können. Durch die Routine der Polizisten können betrügerische Aktivitäten so erkannt und geahndet werden.

Bild: © benjaminnolte – stock.adobe.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.